Pandemie, Klimawandel und Energiekrise haben deutlich gemacht, Gesundheit, wenn nicht gar das Überleben auf diesem Planeten, stehen auf dem Spiel. Die wissenschaftliche Feststellung planetarer Grenzen verändert dabei auch den Charakter des Politischen: In Debatten um die Gesunde Stadt, den öffentlichen Gesundheitsdienst, Global Health oder Planetary Health wird Gesundheit derzeit als normatives Ziel, Regierungsauftrag und als Gegenstand raumbezogener politischer Steuerung neu konstituiert. Schlagworte wie Resilienz, kybernetische Steuerung, Preparedness, Früherkennung, algorithmische Entscheidungshilfen, Emergenz, Postpolitik und Biosicherheit deuten dabei auf ein neues grundlegendes Paradigma hin „das Unvermeidbare herauszuzögern“ statt eine erstrebenswerte Zukunft zu gestalten.
Diese grundsätzliche Hypothese berührt einige Themen, die wir über die letzten Jahre diskutiert haben. Wir würden einen Teil des kommenden BIOS-Treffens daher gerne nutzen, um gemeinsam Verständnisse, Einschätzungen und Beobachtungen zu aktuellen Machtverhältnissen im Kontext einer ‚Sicherstellung von (Über-)Leben‘ und den dabei womöglich veränderten Biopolitiken zusammen zu tragen und alternative Überlebenskünste zu eruieren.
- elche Machteffekte und Raumstrategien kennzeichnen diese Politiken des Überlebens in kritischen Zeiten?
- Wie wird die Herausforderung des Umgangs mit bedrohlichen Zukünften jeweils konkret angegangen?
- Welche technischen Mittel und Verfahren kommen zum Einsatz?
- Welche Gestaltungsmöglichkeiten werden wahrgenommen und was wird als unveränderlicher Rahmen behauptet?
- Wie wird hier eine bedrohliche Zukunft mit Aspekten des Menschen als Gattungswesen (Biopolitik) verschränkt?
- Inwiefern wird im Zuge dieser Debatten Leben selbst aus dem Bereich der Natur (zoon) in den Bereich der Politik übersetzt (bios)?
- Wie können Leben und Biopolitik emanzipativ gedacht werden, um alternative Zukünfte zu eröffnen?
Diese und andere Fragen wollen wir mit Euch gemeinsam diskutieren.
Eckdaten BIOS Treffen 2023 – Verschiebung
Termin: verschoben
Ort:
Programm: Wie gewohnt wollen wir einen intensiven, möglichst thematisch fokussierten Austausch anregen und außerdem aktuelle Forschung vorstellen und diskutieren. Neben Inputs zum oben skizzierten Themenschwerpunkt des Treffens sind auch Berichte aus laufenden Forschungsarbeiten oder Diskussionsanregungen zu aktuellen Themen und Texten willkommen. Wie bei den letzten Treffen auch würden wir gerne unterschiedliche Formate nutzen und zielen dabei niedrigschwellige und interaktive Diskussion. Beiträge können von klassischen Vorträgen über Workshops oder Diskussionen von Lesetexten auch experimentellere Formate wie Walk-and-Talks oder Mapping-Methoden umfassen. Neben den Arbeitsslots wird es Zeit für informellen Austausch bei gemeinsamen Spaziergängen in den Weinbergen oder am Lagerfeuer geben.
Eingeladen sind neben allen Teilnehmer*innen im Bios-Netzwerk auch Interessierte. Daher leitet die Einladung gern gezielt weiter.
Reisekosten werden für alle ohne eigene Finanzierung in vollem Umfang, für alle mit eigener Finanzierung mindestens teilweise übernommen.
Das Netzwerk „Bios – Technologien – Gesundheit“ hat sich 2016 gegründet, um Fragen der Neuverhandlung von Leben und Gesundheit im Zuge technologischen und gesellschaftlichen Wandels zu diskutieren. Es ist interdisziplinär ausgerichtet und bringt über 30 Wissenschaftler*innen aus den Fächern Humangeographie, Anthropologie und Ethnologie in jährlich stattfindenden Workshops in Dialog (https://bios-net.github.io/).
Das Netzwerktreffen ist verschoben. Ankündigung bald hier.